Viele Neueinsteiger, aber auch erfahrene Zierfischzüchter verspüren gerade in der letzten Zeit den Wunsch ein Aquarium mit einer schönen Unterwasserlandschaft nach dem „Naturaquarium-Konzept“ a la Amano zu besitzen.
Das ist für mich eigentlich eine sehr lobenswerte Entwicklung, denn sie bringt uns zwangsläufig dahin, uns eingehend mit der „echten Aquaristik“  zu befassen. Im Gegensatz zu früher steht uns heute eine sehr gute Technik zur Umsetzung unserer Wünsche von den unterschiedlichsten Zubehör Herstellern zur Verfügung. Wasserpflanzengärtnereien haben Systeme entwickelt, mit denen es möglich ist, auch ohne große Vorkenntnisse, die richtigen Wasserpflanzen zu erwerben. Nummern und Buchstabenkombinationen machen die Auswahl eindeutig und unfehlbar. Kataloge und kleine  Anstecker an den Wasserpflanzen liefern die entsprechenden Informationen über die Bedürfnisse der Pflanzenarten und Hinweise  für die Einrichtung und Plazierung im Aquarium. Aber leider kommt es bei einer Vielzahl von Einsteigern aber auch bei „Alten Hasen“ immer wieder zu echten Fehlschlägen, die oft dann zur Aufgabe des Projektes führen. Woran kann das wohl liegen? In der Regel sind solche Pannen auf „wenig Euro in großem Geldbeutel“ oder „totale Selbstüberschätzung des aquaristischen Könnens“ die Ursachen. Leider werden oft die besten Gebrauchsanweisungen der professionellen
Aquarianer von  uns überarbeitet, denn wir meinen oft:  so manches kann man sich durchaus  verkneifen und ist sowieso nur Geldschneiderei.Es ist durchaus möglich, dass ein erfahrener Unterwassergärtner sich das eine oder andere ersparen kann und er durch seine langjährige Erfahrung so manche Ausgabe minimiert. Aber das ist bei Neulingen auf diesem Gebiet leider nicht möglich. Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Aquaristik und dem Umgang mit echten Profis auf dem Gebiet kann ich sagen: Drei billige Fehlschläge sind wesentlich teurer als ein „teurer“ Start nach Vorschrift.

Ein Pflanzenaquarium sollte eine möglichst große Grundfläche haben um ein schönes Panorama zu gestalten. Aber auch die Beckenhöhe ist von großer Bedeutung denn die meisten Pflanzen erreichen eine Höhe von 40 cm und mehr. Grundsatz: Beckenquerschnitt möglichst quadratisch oder Tiefe größer als die Höhe.

Bodengrund

Soll in das Becken eine Bodenheizung eingebaut werden, so ist diese als erstes zu installieren. Leider haben diese Systeme den Nachteil, dass verwurzelte Pflanzen später nur sehr schwer aus dem Becken entfernt werden können. Dabei wird fast immer das Heizkabel aus seiner Befestigung gezogen und ist dann nur schwer wieder neu zu plazieren. Besser sind da schon in der Bodenscheibe vergossene Heizschleifen oder Heizmatten unter dem Becken.

Die erste Kies-Schicht wird gewaschen und  ohne viel Wasser im hinteren Teil des Beckens verteilt. Der Depotdünger wird mit dem Kies (Körnung  ca. 3-4 mm) im Becken vermischt. Dabei wird die Schicht nur dahin verteilt, wo später Pflanzen eingesetzt werden sollen. Nun wird mit einer super sauberen feinen Kiesschicht abgedeckt und bis zur endgültigen Bodenhöhe aufgefüllt (hinten etwa 8 – 10 cm, vorne 3 – 5 cm). Stufen und Terrassen werden mit Steinen  oder Holz (nicht schwimmend) im Boden eingearbeitet.

Dekoration

Die Dekoration  eines Beckens ist zum Großteil Geschmacksache und sollte so natürlich wie möglich aussehen. Taucher, Schatztruhen, Schiffswracks oder Totenköpfe erzeugen bei mir  allenfalls Mitleid für den Besitzer eines solchen Beckens. Schöne Steine  oder dekoratives Wurzelholz wirken sehr natürlich und sind biologisch gut vertretbar. Alles muß nur zuvor gut gereinigt werden. Schwimmendes Holz sollte gut gewässert werden damit es nicht mehr auftreibt und uns das Gesamtbild ruiniert. Es gibt auch Hölzer, wie z.B. Mahagoni oder  Savannenholz, die von Natur aus nicht schwimmen. Steine müssen auf ihren Kalkgehalt überprüft werden. Dazu wird etwas von ph-Wert senkenden Präparaten über den Stein gegeben. Wenn die Flüssigkeit leicht schäumt gibt der Stein kalkhaltige Substanzen ans Wasser ab und sollte dann lieber nicht verwandt werden. Steine aus dem Zoofachhandel sind  ohne Bedenken einzusetzen, denn sie wurden extra für die Aquaristik ausgesucht (Ausnahme Loch- und Tuffgestein). Es ist ratsam, für ein geschmackvoll gestaltetes Aquarium, mit der Auswahl der Dekoration maßvoll umzugehen denn nur dann wirkt sie harmonisch.

Die Bepflanzung

Wie schon zu Anfang beschrieben gibt es von den Wasserpflanzenanbietern fertige Pflanzpläne mit dazu gehörigen Fotos für eine schöne Aquariumlandschaft. Auch Einkaufspläne mit den für unterschiedliche Beckengrößen richtigen Stückzahlen. Aber solche Pläne und Aufstellungen kann man sich mit etwas Phantasie selbst erstellen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass  z.B. eine Mittelgrundpflanze, die etwa 40 cm hoch wird, in einem kleineren Becken als Hintergrundbepflanzung eingesetzt werden muß. Kleinere Aquarien sind eigentlich schwieriger zu gestalten als große Becken. Anfänger oder mit Pflanzenbecken unerfahrene Aquarianer sollten sich bei der Auswahl der Pflanzen immer für Pflanzen mit geringen Pflegeansprüchen entscheiden. Erst später, wenn das Aquarium gut eingelaufen ist, kann man Pflanzen mit höherem Schwierigkeitsgrad einsetzen. Ganz wichtig ist es, dass die unterschiedlichen Lichtbedürfnisse der einzelnen Arten erfüllt werden. Diese gilt es auch in der Folgezeit einzuhalten, denn oft wird nicht bemerkt, dass schnellwachsende Arten sich an der Wasseroberfläche ausbreiten und den lichtbedürftigen, rasenbildenden  Vordergrundpflanzen das Licht nehmen.

Pflanzendüngung

Für einen guten Wuchs ist die Zugabe von Pflanzendünger von großer Bedeutung. Die richtige Menge ist sehr schwer zu ermitteln, denn damit wird der Aquarianer von den Herstellern und dem Handel nur mit sehr vagen Angaben versorgt. Die Verbraucherinformationen auf den Beipackzetteln geben die Dosierungen immer auf das Wasservolumen bezogen an. Nur sagt das Beckenvolumen recht wenig über die Wasserpflanzenmenge und über ihren Bedarf aus. Die Folge sind oft bei Unterdosierung Mangelerscheinungen und schlechter Wuchs und bei Überdosierung zuerst zunehmender Algenwuchs und zu Schluß stagnierender Pflanzenwuchs. Mein Tipp: nach der ersten Woche mit kleiner Dosierung düngen, dann mit zunehmender Pflanzenmenge die Dosierung erhöhen. Hier ist eine gute Beobachtung der Pflanzen nötig.Man kann auch nicht erwarten, dass Pflanzen innerhalb von ein paar Stunden auf veränderte Verhältnisse reagieren. Hier ist  Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt. Bei der Zugabe von flüssigem Eisendünger sollte man die verordnete Wochenration auf Tage verteilen. Nur so steht den Pflanzen dieser Dünger auch immer zur Verfügung. Große Wochenrationen werden von gut funktionierenden Filtersystemen schnell abgebaut und erreichen die Pflanzen daher nur an den ersten Tagen. Sehr gut haben sich Eisengranulate wie z.B. Ferrogan bewehrt. Auch Eisendünger in Form von Gelee haben eine gute Langzeitwirkung, da sie sich nur langsam im Wasser auflösen.

CO2 Düngung

Gerade bei größeren Aquarien wird man auf lange Sicht nicht auf eine CO2 Düngeanlage verzichten können. Der Fachhandel bietet eine vielfältige Auswahl bis hin zur computergesteuerten Superanlage an. Ich möchte hier die Leistungsfähigkeit einzelner Modelle nicht bewerten.Nur ein Hinweis: nur Anlagen mit genauen Leistungsdaten und abgestimmten Zubehör erwerben ( z.B. Nachtabschaltung)! Jede Co2  Anlage sollte in der Wirkungsweise durch Dauertests überwacht werden, denn nur so ist ein störungsfreier Betrieb sichergestellt. Anlagen mit großer Vorratsflasche haben den Vorteil, dass der eingestellte Betriebsdruck lange Zeit erhalten bleibt.

Algen

Leider gehören auch Algen in verschiedener Art zu unserem schönen Hobby. Algen sind immer vorhanden- auch wenn man sie nicht sieht. Kommt das Aquarium auch nur etwas aus dem Gleichgewicht werden sie sichtbar. Es ist dann höchste Zeit den Dingen auf den Grund zu gehen. Oft treten Algen in der Einlaufphase ( 1- 6 Wochen) eines Aquariums auf, die man aber mit algenfressenden Fischen leicht in den Griff bekommt. Die häufigste Ursache sind ein Überschuss von Nitrat und Phosphat, die als Ausscheidungsprodukte der Fische im Wasser angehäuft werden. Ein regelmäßiger Wasserwechsel von etwa 30% alle 2 Wochen bei Aquarien ab etwa 200 Liter entfernt die Abbauprodukte und hemmt den Algenwuchs. Kleinere Becken benötigen etwas mehr Pflege: ca. 30% Frischwasser jede Woche. Die elegantere Methode Nitrat und Phosphat
aus dem Wasser zu entfernen, ist der Einsatz von speziellen Filtermaterialien wie Anti-Phos oder Green-EX. Diese Kunstharze haben im Filter eine lange Standzeit und halten den Algewuchs in Grenzen. Algenkiller, also Präparate die Algen chemisch vernichten, lehne ich grundsätzlich ab, den die meisten machen keinen Unterschied zwischen Pflanzen und Algen. Zudem wird das gestörte Milieu noch stärker durch abgestorbene Substanzen belastet. Die Ursache für übermäßigen Algenwuchs bekämpfen die Mittel schon gar nicht.

Merke:

Wer keine Algen hat, versteht sein Aquarium  –  Wer Algen hat, muss noch etwas lernen!  (kleiner Spaß)   

Licht und Filterung

Diese beiden Bereiche habe ich bewusst nicht ausgeführt, da die handelüblichen Abdeckungen technisch gut ausgestattet sind und die Hersteller der Leuchtstoffröhren eine reichhaltige Auswahl an Lichtfarben bereithalten. Auch das Angebot an Filtern ist hervorragend, so dass für jede Beckengröße der richtige Filter erhältlich ist
Hans Hirsch