Eine Beschreibung mit dem Versuch der Artenabgrenzung

Schön, das wir sie haben: Unsere Vereinszeitung! Gibt sie uns doch die Gelegenheit, Einblicke darüber zu erhalten, was die lieben Vereinskollegen im Rahmen der Aquaristik so treiben. Somit dürfen wir immer wieder auch interessante Pflege- und Erfahrungsberichte über Arten lesen, die nicht selten für viele unbekannt sind oder bis dahin unbeachtet waren. Gerade von solchen Berichten können die sogenannten „grauen Mäuse“ in der Aquaristik profitieren. Sei es, um die Art selber und/oder ihre oftmals interessanten Verhaltensweise vorzustellen, oder einfach die persönliche Erfahrung weiterzugeben. Nicht selten stellt der Leser dabei fest, daß die „grauen Mäuse“ gar nicht mehr so grau sind. Ausdauernde aquaristische  Arbeiten lassen oftmals solche Tiere in farbenprächtige, attraktive Fische „verwandeln“.

Vor diesem Hintergrund möchte ich in dieser Ausgabe zwei Arten vorstellen:

Apistogramma eunotus  („Hochrücken“-Zwergbuntbarsch, Kullander 1981)  und

Apistogramma moae  (Orangenstreifen“Apistogramma, Kullander 1980).

Zunächst einmal einige Worte zur Unterscheidung dieser Arten. Gelegentlich bietet der Handel A eunotus an, wenn auch leider oftmals nicht die schönsten Representanten dieser Art. Im vergangenen Jahr wurde mir mehrmals erzählt, A. moae sei in der Zoohandlung angeboten wurden; nicht wenige haben dieses Angebot wahrgenommen und sich diesen Fisch in verschiedenen Handlungen gekauft. Mit fast 100%-iger Sicherheit möchte ich behaupten, dass es sich dabei nicht um A. moae gehandelt haben wird. Vielmehr wurden A. eunotus angeboten und als A.moae verkauft. Beide Arten werden verwandtschaftlich in die A. regani-Gruppe gestellt und bilden zusammen mit A. cruzi den A.eunotus-omplex. Man kann bereits erahnen: A. eunotus und A. moae sehen sich sehr ähnlich – zumindest bei einem flüchtigen Blick. Tatsächlich lassen sich diese Arten deutlich unterscheiden, meine ich. In meiner Zuchtanlage habe ich ohne Hintergedanken A. moae in einem Becken direkt neben A. eunotis untergebracht. Beide Zuchtbecken (50x40x30 cm) wurden wie üblich eingerichtet: dunkler Bodengrund 2-3 halbierte Kokosnussschalen als Bruthöhle, etwas Javafarn und Javamoos als Bepflanzung, Wasserwerte bei pH 6 und 100 Mikrosiemens. Beide, vom Handel so gerne verwechselten Arten, ließen sich nun gut

beobachten und vergleichen. Bei der Unterscheidung sollte man auf folgendes achten: A. moae zeigt ausgeprägter als A. euotus auf  dem vorderen Teil des Unterkörpers Fleckenreihen, die auch als kleine Punktreihen zu sehen sein können und sich bei besonders schön gefärbten Tieren zudem auf den hinteren Teil des Körpers verteilen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zum A. eunotus  ist, dass A. moae ein deutlich breiteres Längsband aufweist. A. moae fehlt der Brustfleck und hat keine Unterbauchstreifen. Innerhalb der Gattung gilt A. moae als schwierig zu bestimmende Form. Die Art weist leider kein einzelnes typisches Merkmal auf. Damit ist eine Artzuordnung ohne dem Risiko einer Verwechslung problematisch. Die Kombination verschiedener Merkmale ermöglicht jedoch die Identifizierung. Erwachsene Männchen weisen wie erwähnt rotorange Punkte unterhalb des Längsbandes zwischen Afterflosse und Kopf auf. Häufig sind diese auch auf den Kiemendeckel zu sehen. A. moae ist hochrückig, seitlich zusammengedrückt (besonders das Weibchen) und weist keine auffälligen von der Grundform abweichende Flossen auf. Der Körper kann metallisch glänzend sein. Ein Seitenfleck ist nur selten angedeutet. A. moae hat einen runden Schwanzwurzelfleck, der bei A. eunotus oftmals länger gestreckt ist. Ein Brustfleck, der bei A. eunotus oft sehr deutlich ist, fehlt. Männliche ausgewachsene A. eunotus sind hochrückiger als A. moae. Typische Bestimmungsmerkmale von A. eunotus sind außerdem: gerundete Schwanzflosse, das dünne und nur zeitweise erkennbare Längsband, eine Rückenflosse ohne verlängerte Membranen. Wir dürfen sicher sein, dass der „echte“ A. moae von nur sehr wenigen Züchtern in Deutschland gehalten wird. Die Haltung und Zucht lässt sich schnell zusammenfassen. Beide Arten sollten „apistogrammagerecht“ gehalten werden. Haltung paarweise in einem wie oben beschriebenen Zuchtbecken oder zum Bestaunen in einem schön eingerichteten Pflanzenschaubecken, welches viele Versteckmöglichkeiten in Form von Höhlen, Wurzeln, dichter Bepflanzung beinhalte sollte. In einem solchen Becken  lassen sich gerne auch gut mehrere Weibchen mit einem Männchen beobachten, die in einem ruhigen Becken zur vollen Farbentfaltung kommen. In einem größeren Becken lassen sich durchaus auch zwei Männchen halten. Zur Haltung sollte der pH-Wert nicht im alkalischen  Bereich liegen, der Leitwert kann durchaus der unseres Leitungswassers sein

(nicht höher als 500 Mikrosiemens), wobei geringere Werte zu empfehlen sind; eine Temperatur zwischen 24 und 27°C ist empfehlenswert. Für den Zuchtansatz sind anfangs beschriebene Wasserwerte zu bevorzugen. In der Ernährung gehören diese zwei Zwerge zu den anpassungsfähigeren Arten; d.h. auch industriell gefertigtes Futter wird genommen.Dies sollte aber auf ein Minimum beschränkt werden. Hat man es nicht gerade lebend zur Hand, sollte man zumindest  auf  Frostfutter

zurückgreifen. Lebende Cyclops stellen jedoch  der Erfahrung nach, das wertvollste Futter dar. Die Zucht entspricht dem für Apistogramma bekannten Muster, d.h. die Eier werden an der Höhlendecke abgelegt, Männchen und Weibchen betreuen das Gelege, wobei sich das Männchen überwiegend um die Revierverteidigung bemüht. Nach ca. 10 Tagen beginnt das Weibchen die Jungtiere aus der Höhle zu führen. Erfahrene Zuchttiere beider Arten pflegen lange und intensiv, wenn man sie lässt… Zur Aufzucht bieten sich frisch geschlüpfte Artemien sowie durchgesiebte Cyclops an. Dem (für Apistogramma recht schnellem) Wachstum der Jungfische sollte die Größe des Futters angepasst werden.Denkt man beispielsweise an A. eunotus als Wildform so denkt am an einen  grauen, relativ unscheinbaren Zwergbuntbarsch. Heute lassen sich in den Aquarien der Züchter A. eunotus Männchen als Apistogramma bewundern, dessen Schwanz- und Rückenflosse rot/orange ausgefärbt ist. Rötliche Ansätze lassen sich auch an der Brustflosse sowie an den Kiemendeckel erkennen.Die Schuppen des Körpers oberhalb der Bauchregion schimmern bläulich.Die Rückenflosse ist oftmals ausgezogen. Was für ein herrliches Tier! Auf dem Foto ist mein A.eunotus Zuchtmännchen zu sehen. Mit diesem Fisch wurde aquaristisch jahrelang gearbeitet, um solche Ergebnisse zu erzielen. Ich bin davon überzeugt, das sich 1. eunotus in den nächsten Jahren noch farblich attraktiver zeigen wird.

Denken wir in diesem Zusammenhang an A. hongsloi…

 

Apistogramma eunotus
Foto:H. Hirsch

Auch der A. moae, farblich steht er dem A. eunotus noch etwas zurück, zeigt bei mir in der Anlage durchaus schöne Farbansätze. Die männlichen Tiere meiner Nachzuchten zeigen einen deutlichen Rotanteil in After-, Rücken- und Brustflosse. Mit der Entwicklung der Nachzuchten beider Arten bin ich schon sehr zufrieden. In den nächsten Jahren werde ich mit diesen Arten jedoch weiter intensiv arbeiten. Dieser Bericht soll etwas dazu beitragen, das Interesse an Arten, die oftmals m Börsenbecken oder einer anderen Verkaufsanlage unscheinbar aussehen, zu wecken. Unscheinbar sind meine A. eunotus längst nicht mehr. Das Studium des Verhaltens beider Arten lohnt sich sowieso. Schöne Nachzuchten beider Arten kann ich momentan an den interessierten Aquarianer abgeben.

Sven Stahmer